Offener Brief zum Fachkräftemangel in Kitas!

26.02.2024,

In einem offenen Brief haben sich der Bürgermeister der Stadt Soltau, der Geschäftsführer der Lebenshilfe Soltau e.V., und der Geschäftsführer des DRK Kreisverbandes Soltau e.V. an die niedersächsische Kultusministerin gewandt.

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Offener Brief zum Fachkräftemangel in Kitas!
Von der praxisintegrierten Ausbildung zum Traumberuf Erzieher (m/w/d)

Sehr geehrte Frau Ministerin Hamburg,

in Ihrem Brief an die Fraktionen des Niedersächsischen Landtages vom 31.08.2023 haben Sie zum Ausdruck gebracht, den Fachkräftebedarf für eine bessere Kinderbetreuung in Tageseinrichtungen zu sichern und dazu auch Maßnahmen zur Gewinnung von zusätzlichen Fachkräften angekündigt.

Diese Maßnahmen greifen aus den folgenden Gründen zu kurz:

  • Die durch Ausbildungsvergütung unterstützte Teilzeit-Ausbildung ist nicht geeignet, wenn jungen Menschen bzw. Schulabsolventen ein attraktiver = vollzeitiger Ausbildungsberuf angeboten werden soll. Die Teilzeit-Ausbildung zum/zur Erzieher/in dauert bei Schulabsolventen mindestens 4,5 Jahre und ist mit anderen dualen Ausbildungsberufen nicht wettbewerbsfähig. Die Regelungen zur Weiterqualifizierung von sozialpädagogischen Assistent/innen sind ebenfalls nicht geeignet, weil diese Menschen bereits im System der Kindertageseinrichtungen enthalten sind. Es wird eine Qualitätsverbesserung erreicht, aber es werden keine ZUSÄTZLICHEN Fachkräfte gewonnen. Als Alternative bleibt den Schulabsolventen nur die nicht bezahlte und zu lange dauernde Ausbildung ohne ausreichenden Praxisbezug an den Fachschulen. 
     
  • Die Möglichkeit zur Einstellung von Zusatzkräften nach der Richtlinie „Qualität in Kitas 2“ wirkt dem stetig steigenden Mangel an Fachkräften nicht nachhaltig entgegen. Diese Kräfte stehen für die nächsten zwei Jahre zur Verfügung und bewirken aktuell Entlastung in den Kitas. Nach der Teilnahme an dem vorgeschriebenen Einführungskurs verfügen diese Kräfte nicht über eine pädagogische Qualifikation nach dem § 9 Abs. 2 und 3 des NKiTaG, sodass diese Kräfte nicht dauerhaft in den Einrichtungen eingesetzt werden können, auch um die gesetzlich vorgeschriebene personelle Mindestausstattung sicherzustellen und dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.
     
  • Wie in vielen anderen Bereichen unserer schulischen und dualen (Aus)-Bildungssysteme sollte das Erreichen eines Abschlusses als Erzieher/in nicht ausschließlich auf dem bisher anerkannten Bildungsweg geben.  

Im ländlichen Raum sind die Kommunen und Freien Träger besonders vom Mangel an qualifizierten Fachkräften im Bildungsbereich betroffen. Schon heute verlassen uns Fachkräfte aus Alters- und Gesundheitsgründen - und gleichzeitig fehlen neue Kräfte zur Besetzung der offenen Stellen. Die Lage wird dramatisch, wenn nicht in kurzer Zeit Lösungen gefunden werden.

Es braucht endlich die landesrechtliche Regelung für eine praxisintegrierte Ausbildung, damit aus Schülern Auszubildende werden können! Erst eine solche Ausbildungsordnung ermöglicht es überhaupt den Trägern der Jugendhilfe, eine Ausbildungsvergütung nach Tarif zu bezahlen.

Bei der Einführung einer praxisintegrierten Ausbildung zum Erzieher (m/w/d) unterstützen die Unterzeichner Sie gerne im Rahmen eines Pilotprojektes im Heidekreis.

  • Olaf Klang, Bürgermeister der Stadt Soltau
  • Gerhard Suder, Geschäftsführer/Vorstand, Lebenshilfe Soltau e.V.
  • Steffen Möhrmann, Kreisgeschäftsführer, Deutsches Rotes Kreuz, Kreisverband Soltau e.V.